Das Huhnche rudert mitte Fieße
De Körners miehsam außem Sand,
Es dienet auch zu's Eierlegen
Und männlich wird es Hahn genannt.
Es schraggelt ieber dem Gelände,
Dem Kopp gesenkt, dem Schnabel krumm,
Und schmeißt e Aug' auf jedes Wurmche,
Wo mang die Gegend torkelt rum.
Kommt ihm e Pieratz mang e Finger,
Denn zittert er wie Espenlaub
Und wird erst orndlich rumgekoddert,
Bis er bedammelt sinkt im Staub.
Zum Schlucken meist zu lang geraten,
Wird er zerpliesert foorts aus Wut,
Denn huckt das Huhnche sich im Kaulche,
Wo es sich vorher kratzen tut.
Hier nimmt es, seinem Puckel wärmend,
Im Sonnche e paar Augchens voll,
Und wenn das Sonnche richtig prickelt,
Das freit dem Huhnche orndlich doll.
Von's viele Nuschttun wird es miede
Und kriecht um fimf all inne Bucht,
Wo es mang viele andre Hiehner
Und mang em Hahn dem Schlummer sucht.
Um vier all wird es aufgespenkert
Vom Hahn, wo kiewig is und kräht,
Wobei er mitte Augens plinkert
Und seine Gurgel sich verdreht.
Nu geht das Huhnche anne Arbeit,
Weil es sich orndlich hat verruht,
Und denn tut es mit eins kadakschen,
Was meist e Ei bedeiten tut.
Das dirf es aber nich behalten
Drum fiehlt es starke Trauernis,
Der Hahn tut keine Eier legen,
Weil er dazu zu dammlich is.
Im Friehling is es manchmal glicklich,
So daß es foorts aus Freide kluckt,
Denn wird es zu es Keichelbrieten
Auf fuffzehn Eier raufgehuckt.
Hier huckt es, ohne sich zu riehren,
Und lauert auf dem Augenblick,
Wo fuffzehn Keichels freelich schiepsen,
Denn fiehlt das Huhnche Mutterglick.
Glupsch kickt es umme Eck und lauert,
Daß keiner sie was tuen kann,
Und ferner lernt es sie beizeiten
Auf Körners und auf Wirmers an.
Aus diese kleine Schiepserkeichels
Gedeihen Hiehners, pöh a pöh,
Wo auf die Speisekarte stehen
Im Resterang als Frikassee.
Trotz Schiepsers und trotz Eierlegen,
Ich möchte doch kein Huhnche sein,
Kadakschen, Klucken, alles geht noch,
Bloß ,,frikassiert" - das is gemein!

Quelle: "Plidder; Pladder." Gedichte in ostpreußischer Mundart
von Dr. Alfred Lau; Gräfe und Unzer Verlag München, 1954